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Fotokurs in Petrópolis

Ins Cen­tro Edu­ca­cional São Jorge in Petrópo­lis, Brasilien kom­men jeden Tag mehr als ein­hun­dert Kinder. Sie alle stam­men aus sehr schwieri­gen sozialen und wirtschaftlichen Ver­hält­nis­sen und wür­den ohne das Engage­ment des Sozial­pro­jek­ts in der Favela Alto Inde­pendên­cia größ­ten­teils durchs soziale Raster fall­en und keine Schule besuchen. Zusät­zlich zur schulis­chen Bil­dung und der Betreu­ung in einem Kinder­garten wer­den den Kindern dort auch alter­na­tive Wege zu Dro­gen, Krim­i­nal­ität, Pros­ti­tu­tion, etc. aufgezeigt – The­men, die in der Favela alltäglich sind.

Seit diesem Schul­jahr gibt es nun auch einen Fotokurs im Cen­tro Edu­ca­cional São Jorge. Der brasil­ian­is­che Fotograf Abilio Mai­worm-Weiand hat in Zusam­me­nar­beit mit FREE­LENS-Mit­glied Flo­ri­an Kopp ein Konzept für Schüler der vierten und fün­ften Klasse entwick­elt, welch­es auch die Lehrer*innen der anderen Schulfäch­er mit ein­bezieht. So soll auch inter­diszi­plinär gear­beit­et und die Fotografie als Mit­tel zur Wis­sensver­mit­tlung etabliert wer­den.

Kinder zeigen sich gegen­seit­ig die Fotos ihrer Fam­i­lien. [Fotos: Abilio Mai­worm-Weiand]

In der ersten Kur­sein­heit besprach Abilio mit den Kindern von zu Hause mit­ge­brachte Fotos. Dabei ging es nicht um tech­nis­che Aspek­te, son­dern vielmehr um den Inhalt und die Bedeu­tung der Bilder für die Kinder und ihre Fam­i­lien. In den fol­gen­den Wochen wur­den zusät­zlich Fam­i­lien­fo­tos aus den Jahren 1957, 1932 und 1914 analysiert. Die Fotografien weck­ten die Neugi­er der Schüler*innen und es ergaben sich viele Fra­gen, so dass sowohl foto­geschichtliche als auch soziale und his­torische Entwick­lun­gen in Brasilien beleuchtet wer­den kon­nten.

Diskus­sion über ein his­torisches Fam­i­lien­fo­to. [Foto: Mar­lene Feli­ciano]

Nach­dem die Kinder eine dig­i­tale Spiegel­re­flexkam­era ken­nen­gel­ernt hat­ten, durften sie eine Cam­era obscu­ra sel­ber basteln. In Vier­ergrup­pen kon­nten sie die Entste­hung eines Bildes beobacht­en. Im Anschluss zeigte Abilio ihnen den gle­ichen Bildentste­hung­sprozess am Beispiel ein­er Nikon F3 und erk­lärte die Funk­tion­sweise von Neg­a­tiv­fil­men.

Die Schüler*innen basteln eigene Kam­eras. [Foto: Abilio Mai­worm-Weiand]

Schüler*innen wie Lehrer*innen beteili­gen sich mit großem Inter­esse an den fotografis­chen Aktiv­itäten – das länger­fristig angelegte Pro­jekt der FREELENS Foun­da­tion ist also erfol­gre­ich ges­tartet. Abilio, der neben sein­er fotografis­chen auch eine sozial­wis­senschaftliche Aus­bil­dung hat, wird in den näch­sten Monat­en weit­er mit den Kindern arbeit­en und sie dabei unter­stützen, ein visuelles Denken zu entwick­eln und eigene Bilder zu pro­duzieren. Wir wer­den bericht­en…