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Environment with Open Eyes

Workshop und Ausstellung mit der Muteesa 1 Royal University in Kampala, Uganda

Ein Bericht von Rendel Freude

Dieser Work­shop ist von der The­men­seite her ent­standen: die Eco-Hits Acad­e­my in Ugan­da arbeit­et und lehrt zu bewusstem Umgang mit Umwelt und Nach­haltigkeit und hat die Idee entwick­elt, die Student*innen – und damit später auch den Betrachter*innen der Work­shop­ergeb­nisse – für einen kreativ­en Umgang in Foto, Video und Recy­cling-Arts zu dem The­ma zu sen­si­bil­isieren. Im Work­shop ging es also um viele Dinge und Bere­iche gle­ichzeit­ig!

Vier Tage Work­shop und einen Tag Ausstel­lung hat­ten wir miteinan­der Zeit, auf dem Gelände der Uni­ver­sität und in Kam­pala zu fotografieren, zu fil­men und zu recy­clen… die Teilnehmer*innen kamen von der Muteesa 1 Roy­al Uni­ver­si­ty und studieren Mass Com­mu­ni­ca­tion und Touris­mus. Während der Tage kamen 10 bis 15 Teilnehmer*innen.

Besprechung unter den Workshop-Teilnehmer*innen: Wer inter­essiert sich für welch­es The­ma? Welche Mei­n­ung habt ihr zum The­ma Natur, Kli­mawan­del, Nach­haltigkeit? Wie lässt sich das am besten fotografisch umset­zen? [Foto: Ren­del Freude]
Tag eins

Alle stellen sich kurz vor. Welche Erfahrun­gen habt ihr in Fotografie und was möchtet ihr tun? Welche Mei­n­ung habt ihr zum The­ma Natur, Kli­mawan­del, Nach­haltigkeit? Wer inter­essiert sich für welch­es The­ma und wie kann es im Work­shop funk­tion­ieren, wenn sich alle für alles inter­essieren?

Es ist der Tag für die Basic-Ein­führun­gen in die Kam­er­anutzung und Gestal­tungsmöglichkeit­en. Es gibt prak­tis­che Übun­gen zum Fokussieren, Auss­chnitt wählen, Hoch-/Quer­for­mat, Vorder­grund, Hin­ter­grund. Draußen und drin­nen sind die Student*innen mit den Kam­eras unter­wegs, neugierig beobachtet von den anderen auf dem Cam­pus.

Par­al­lel dazu sind die Vide­oleute unter­wegs und die zwei Stu­den­ten, die sich für den Recy­cling-Arts-Work­shop entsch­ieden haben, stellen ihre Ideen vor – sie arbeit­en während der vier Tage par­al­lel und sind nicht viel zu sehen. Am Ende der vier Tage sind sie noch nicht fer­tig mit ihrem Pro­jekt und pro­duzieren weit­er – während die Bilder vom Fotowork­shop gedruckt und die Videos geschnit­ten wer­den. Zur Ausstel­lung sind alle wieder zusam­men.

Tag zwei

Ideen­samm­lung zum The­ma Umwelt und Umweltzer­störung mit den Student*innen. Das Inter­esse gilt vor allem den sicht­baren Auswirkun­gen in Kam­pala, beson­ders beim The­ma Plas­tik und Müll sowie den Umgang der Men­schen damit, dass es kaum Struk­tur dazu gibt. Wie kann das fotografisch gezeigt wer­den? Ein Blit­zlicht in der Runde: Men­schen trinken, Kinder mit recycel­tem Spielzeug, Kochen am Feuer, Alte Ver­pack­un­gen im Ver­gle­ich zu neuen Ver­pack­un­gen, was passiert mit altem Plas­tik, ökol­o­gis­ch­er Trans­port auf Fahrrädern, sauberes Wass­er, Müll sam­meln, pos­i­tive Natur in der Stadt zeigen, Abgase…

Und dann geht’s los, zu fün­fzehnt in zwei Autos in eine Gegend in der Stadt, wo Müll gesam­melt wird. Ger­ade haben sich alle aus den Fahrzeu­gen her­aus­geschält, fängt es an zu reg­nen und hört auch nicht wieder auf. Die wasser­festen Film­begeis­terten sind trotz­dem unter­wegs, die anderen warten und warten und warten – doch es hört an dem Tag nicht mehr auf zu reg­nen.

Während des strö­menden Regens sind nur noch die wasser­festen Film­begeis­terten unter­wegs… [Foto: Ren­del Freude]
Tag drei

Mor­gens nochmal Ideen­samm­lung und Konkretisierung und wieder geht es los… An diesem Tag wer­den Fotos gemacht zum The­ma Plas­tik­müll, Plas­tikre­cy­cling (es gibt in Kam­pala viele Sammler*innen). Es gibt eine Straße, an der Gärt­nereien ihre Pflanzen verkaufen, das ist ein guter Gegen­pol zum Abfall. Und es wer­den schon Blu­men für die Ausstel­lungskun­stecke gekauft…

Die Kam­eras wer­den hin- und herg­ere­icht und das Fotografieren wird zum Gemein­schaft­spro­jekt!

Ein­er von uns wird von der Polizei einge­sam­melt, er ist beim Fotografieren zu nah an eine Polizeis­ta­tion gekom­men und die dür­fen nicht auf’s Bild. Nach genauer Erk­lärung sein­er­seits wird er mit Ermah­nung wieder ent­lassen.

Die Kun­st­gruppe ist auch unter­wegs, sam­melt noch Mate­r­i­al… und alle Anderen sollen bitte auch viele, viele Flaschen­deck­el mit­brin­gen. Prak­tisch, wenn man mit dem Pick-up unter­wegs ist und hin­ten alles mögliche trans­portieren kann.

Zurück in der Uni wer­den die Spe­icherkarten einge­sam­melt. Während die Fotografin aus Köln sortiert, bekom­men alle aus der hau­seige­nen Küche zu essen. Danach schauen wir gemein­sam die Bilder an, sie wer­den per Beam­er an die Wand pro­jiziert. Lebendi­ge Atmo­sphäre: das habe ich gemacht! Da waren wir ger­ade an dem und dem Ort!

Ohne die Student*innen besprechen später Nor­man Mukasa (Eco-Hit­s/Dekan der Uni) und ich noch ein­mal die genauen The­men für die Ausstel­lung, damit sie am let­zten Foto­tag fokussiert­er fotografiert wer­den kön­nen.

Zum The­ma »Grün in Kam­pala« entste­hen Fotos mit Per­spek­tive. [Foto: Ren­del Freude]
Die Videogruppe ist während des Work­shops damit beschäftigt, fünf Clips zum The­ma »Umwelt und Nach­haltigkeit« zusam­men­zustellen. [Foto: Ren­del Freude]
Tag vier

Absprachen für die Ausstel­lung – wir brauchen einen Titel! Wir brauchen Wer­bung! Jemand wird ein Plakat machen… Alle wer­den in ihren Face­book-Time­lines posten… und die Ausstel­lung heißt: »Envi­ron­ment with Open Eyes – pho­tog­ra­phy. film­ing. arts«

Heute gehen die Teilnehmer*innen in Grup­pen raus in die Stadt, jede*r mit einem The­ma, das noch zu fotografieren ist: Waste (col­lec­tion), Recy­cling, Fire (waste), Water­pol­lu­tion, Wrap­ping (old and new), Urban Gar­den­ing… Auf dem Cam­pus bleibt eine Gruppe zurück, die einen Fußball aus alten Plas­tik- und Milchtüten her­stellt, doku­men­tiert durch Foto und Film.

Sobald eine Gruppe zurück­kommt, wer­den die Bilder in Light­room geladen und direkt miteinan­der besprochen, auch mit Basics zum Pro­gramm.

Die let­zte Gruppe hängt irgend­wo fest – und es schüt­tet wieder!

Am Abend stelle ich – mit Erlaub­nis der Workshopteilnehmer*innen – die Bilder für die Ausstel­lung zusam­men, bear­beite sie und schicke sie zum Print­er, damit sie eine Woche später für die Ausstel­lung fer­tig sind. Die Vide­oleute sind während der Zeit damit beschäftigt, fünf Clips zum The­ma zusam­men­zustellen, die Kün­stler arbeit­en eben­falls noch an ihrem Pro­jekt.

Da in der Halle der Uni­ver­sität keine Nägel in die Wand geschla­gen wer­den dür­fen, wird für die Präsen­ta­tion der Abschlus­saustel­lung impro­visiert: Die großen Bilder hän­gen an den Fen­ster­rah­men, alle anderen wer­den the­ma­tisch auf den Stühlen liegend »aus­gestellt«. [Foto: Ren­del Freude]
Zwei Teilnehmer*innen bei den let­zten Vor­bere­itun­gen zur Präsen­ta­tion der Abschlus­sausstel­lung. [Foto: Ren­del Freude]
Die Sitzecke in den Ausstel­lungsräu­men ist das Ergeb­nis des Kunst­work­shops mit Recy­cling-Arts. [Foto: Ren­del Freude]
Die Ausstellung

Eine Woche später fin­det die Abschlus­sausstel­lung in der Main Hall der Uni­ver­sität statt. Bilder, Videos und Kun­st­pro­jekt sind vor­bere­it­et. Alle Student*innen sind da, aufgeregt und stolz.

Die Halle ist riesig und es darf kein Nagel in die Wand geschla­gen wer­den, also braucht es eine andere Lösung für die Präsen­ta­tion der Bilder: alle Stüh­le sind mit einem Minis­chreibtisch aus­ges­tat­tet, der uns jet­zt als Basis für die Bilder dient, die Stüh­le wer­den in Grup­pen zu den fotografierten The­men zusam­men gestellt – als Kreis, als Rei­he, so wie es passt.

Ein großer Bild­schirm zeigt die Videos der Film­gruppe.

In der Mitte des Raumes ste­ht ein kleines Wohnz­im­mer aus recycel­ten Din­gen, pünk­tlich fer­tiggestellt von der Kun­st­gruppe: eine alte Tonne zum Sofa umge­baut, ein Tisch aus Autor­eifen, Blu­men aus Papi­er und Lam­p­en aus aufgeschnit­te­nen Glas­flaschen: der Hotspot für Self­ies!

Irene Mukasa-Erben hat auf Baum­rinde die Umrisse für ein großes gemein­sames Bild vor­bere­it­et, Pin­sel und Far­ben ste­hen bere­it und die Besucher*innen sind ein­ge­laden, miteinan­der zu malen. Ein Vergnü­gen für alle!

Par­al­lel zur Ausstel­lung des Work­shops hän­gen (kleben) weit­ere Künstler*innen ihre Arbeit­en an die Wand: ein Kün­stler benutzt alte Druck­plat­ten als Basis für seine Zeich­nun­gen, eine Stu­dentin, junge Jour­nal­istin, ist begeis­terte Naturschützerin und zeigt ihre Fotos.

Zum Abschluss der Ver­anstal­tung übergibt der Direk­tor der Uni­ver­sität die Teil­nahme-Zer­ti­fikate an die Student*innen.