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»Talking Pictures – Telling Our Stories«

»Erst wenn ich mir selb­st in die Augen schauen kann, bin ich in der Lage, andere zu sehen wie sie sind.« So beschreibt die 20-jährige Divine den Besuch­ern ihre Foto­serie – und was Frieden und Ver­söh­nung für sie bedeuten: Frieden mit sich ermöglicht es, auf andere zuge­hen zu kön­nen, die Hand auszus­treck­en und etwas Gemein­sames aufzubauen. Eine Ausstel­lung mit Arbeit­en der 15 Teilnehmer*innen aus Ruan­da, Burun­di und dem Kon­go ist das sicht­bare Ergeb­nis des Foto-Work­shops von Ren­del Freude in Huye, ein­er Uni­ver­sitätsstadt im Süden Ruan­das.

Fünf Tage hat­ten Ren­del Freude und die High­school- und Unistudent*innen, um ihr Ver­ständ­nis von Fotografie zu ver­tiefen und eigene Serien anzufer­ti­gen. Auch fünf Mitarbeiter*innen des Ver­eins Nev­er Again Rwan­da (NAR), ein­er lokalen Jugen­dor­gan­i­sa­tion mit den Schw­er­punk­ten Friedens­bil­dung und Kon­flik­t­be­wäl­ti­gung, nah­men teil – sie wollen den Kurs dafür nutzen, später sel­ber Work­shops anbi­eten zu kön­nen.

Erste Übun­gen unter freiem Him­mel. [Fotos: Ren­del Freude]

Mon­tag: Nach Erledi­gung aller For­mal­itäten kön­nen endlich die Kam­eras aus­gepackt wer­den! Die FREELENS Foun­da­tion hat fünf Kam­eras, eine Fest­plat­te für den zu erwartenden Bilder­berg und die Logis­tik für die Ausstel­lung (Rah­men und Abzüge) finanziert. NAR hat bei Bekan­nten noch weit­ere Kam­eras aus­geliehen und so kön­nen in der Woche sieben Zweierteams miteinan­der arbeit­en.

Einige haben noch nie eine Kam­era in der Hand gehabt, andere sagen in der Vorstel­lungsrunde, sie kön­nen fotografieren. So helfen sie sich beim Aus­pack­en und ersten Anschauen gegen­seit­ig. Akku rein, Spe­icherkarte rein, anschal­ten! Erste Ver­suche, zu fotografieren: Fokussiere ein beliebiges Objekt und achte darauf, dass es scharf eingestellt ist. Was ist Blende, was ist Zeit, was ist ein Sen­sor?

Der Dien­stag ist für Gestal­tungs­grund­la­gen und viele Übun­gen reserviert. Was passt bess­er: Hoch- oder Quer­for­mat? Was ist Vorder- und Hin­ter­grund? Was macht Schärfe/Unschärfe im Bild? Bei allen Übun­gen gilt: Fotografiere soviel du willst und bringe am Ende nur drei Auf­nah­men mit. Per Beam­er gibt es mehrere Run­den zum Sehen und Besprechen der aufgenomme­nen Bilder – und auch viele Licht­blicke in den Gesichtern der ler­nen­den Fotograf*innen. Wichtiges Ziel des Tages war es, zu ver­mit­teln, dass Fotografieren nicht über das Aus­lösen getan ist, son­dern dass Sehen, Fühlen und Denken die wichti­gen Grund­la­gen sind.

Mittwoch und Don­ner­stag ist Zeit, in Huye frei zu fotografieren. Zwis­chen­durch gibt es indi­vidu­elle Bildbe­sprechun­gen: Mit den Ergeb­nis­sen und neuen Anre­gun­gen sind die Grup­pen am Don­ner­stag wieder unter­wegs – und machen in den zwei Tagen rund 1500 Auf­nah­men.

Eine Work­shop-Teil­nehmerin erk­lärt Ausstel­lungs­be­such­ern die Foto­se­rien. [Foto: Ren­del Freude]
Es braucht Bewe­gung! Die Ausstel­lung wird mit dem Kreis­tanz und Gesang »Bele Mama« been­det – danach gibt es Disko für alle. [Foto: Ren­del Freude]

Fre­itags wer­den die Ergeb­nisse – jew­eils Serien aus fünf Bildern – präsen­tiert, besprochen, bewun­dert. Für drei Teilnehmer*innen gibt es nach­mit­tags zusät­zlich eine kleine Ein­führung in die Pro­gramme Picasa und Gimp – bei­de Pro­gramme sind kosten­los und kön­nen in Zukun­ft für Bil­dor­gan­i­sa­tion und ‑bear­beitung genutzt wer­den.

Am Ende der Woche erhal­ten alle Teil­nehmer ein Zer­ti­fikat für ihre Teil­nahme und ein grünes T‑Shirt mit den Logos der FREELENS Foun­da­tion, von Nev­er Aagain Rwan­da und dem Zivilen Friedens­di­enst aus Deutsch­land. Nun wer­den die Foto­se­rien von Ren­del Freude auf­bere­it­et und in Kigali gedruckt. Eine gute Woche später, am 23. Novem­ber, wird die Ausstel­lung in Huye eröffnet: Die Work­shop-Teil­nehmer emp­fan­gen die Besuch­er, führen Besucherlis­ten und erk­lären, worum es den Fotografen ging. Nach­mit­tags sind alle zu ein­er Diskus­sion­srunde ein­ge­laden – Teil­nehmer und Besuch­er sitzen im Kreis und geben State­ments zu Bildern, Frieden und Entwick­lung.

Und wie geht es weit­er? NAR ver­lei­ht die Kam­eras an die Teil­nehmer, wenn sie eigene Pro­jek­te starten wollen. Auch soll es Fol­ge­work­shops geben. Zur Zeit wer­den sin­nvolle Möglichkeit­en recher­chiert, wie die Stu­den­ten online fotografisch weit­er­ar­beit­en und sich verbinden kön­nen.