Halbzeit in Petrópolis. Seit Beginn des brasilianischen Schuljahres ist der Fotograf Abilio Maiworm-Weiand am Centro Educacional São Jorge und bringt den Kindern und Jugendlichen dort die Fotografie näher. Ursprünglich als halbjährlicher Kurs gedacht, wird das Projekt nun verlängert. Denn: in Brasilien braucht alles seine Zeit und sechs Monate sind einfach viel zu schnell um.
Abilio ist es gelungen, zu den teils sehr schwierigen Kindern aus der Favela Alto Independência ein tolles Vertrauensverhältnis aufzubauen und sie für Fotos und Fotografie zu begeistern. Und nicht nur sie: auch die Lehrer*innen sowie die Schulleitung sind zunehmend interessiert und bringen sich mit ein. Auch wurden die geplanten Ausflüge sowie eine Ausstellung bisher nicht realisiert. Die FREELENS Foundation hat sich daher dazu entschieden, das Projekt mindestens bis zum Ende des Schuljahres fortzuführen.
In den vergangenen Monaten hat Abilio Maiworm-Waiand den Kindern bereits viele Grundlagen der Fotografie vermittelt – sei es durch den Bau einer eigenen Camera obscura oder auch verschiedene Übungen mit Licht und Schatten. Durch die wiederkehrenden Diskussionen über eigene, aber auch fremde Bilder, haben sie nicht nur gestalterische und technische Möglichkeiten entdeckt, sondern auch ein Verständnis dafür entwickelt, welche Bedeutung Fotografie zukommen kann – z.B. in der Arbeit mit Familienfotos, historischen Aufnahmen und dokumentarischen Bildern aus ihrem Lebensumfeld. »Dadurch erreicht er, dass die Kinder die Kameras nicht als Spielzeug verwenden, sondern sehr bewusst und behutsam ihre ersten ›eigenen‹ Fotos machen«, so Florian Kopp, FREELENS Mitglied und Pate des Projekts vor Ort.
Mit Digitalkameras wurde sowohl auf dem Außengelände der Schule wie auch auf den Straßen Petrópolis’ gearbeitet. Abilio versuchte hierbei, den Kindern zu verdeutlichen, wie das menschliche Auge den Unterschied von Sonnenlicht und Schatten wahrnimmt. Danach zeigte er ihnen, wie die Kamera ein Bild in der Sonne, im Schatten bzw. bei Licht und Schatten einfängt. Er zeigte ihnen verschiedene Einstellungen und die Funktion des Zooms. Jede*r TeilnehmerIn machte vier Bilder – zwei in der Schule und zwei auf der Straße, wobei die Zwei-Drittel-Regel angewendet werden sollte.
Die Resultate können sich sehen lassen: es ist eine erste kleine Ausstellung in der Bibliothek der Schule geplant, um die Bilder den anderen Schüler*innen sowie Eltern und weiteren Interessierten zu präsentieren. Die Schüler*innen baten im Zuge dessen darum, zusätzlich etwas über ihre Bilder schreiben zu dürfen. Alleine an diesem Punkt wird deutlich, wie sehr die Kinder bereits in das Thema eingetaucht sind und welches Interesse an der Fotografie als Ausdrucksmedium bei ihnen geweckt wurde. Wir freuen uns daher, weitere Monate des Experimentierens, Erlebens und kreativen Schaffens in Petrópolis ermöglichen zu können!